
MOTORSPORT
Audi
startet beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit dem neuen
R10 der von einem neuen V12 Dieselmotor angetrieben wird
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- Die Chance, Motorsport-Geschichte
zu schreiben
- Diesel-Power aus
zwölf Töpfen
- Kritiker befürchten
Beschädigung der Rennserie
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Ein komplett neu entwickelter Rennwagen mit schier unglaublichen
Leistungsdaten
Gerüchte darüber, dass Audi hinsichtlich des R8-Nachfolgers
R10 mit einer handfesten Überraschung aufwarten würde kursierten
schon einige Zeit. Nun liessen die Ingolstädter die Katze
aus dem Sack. Als weltweit erster Automobilhersteller kämpft
der Erfinder des TDI bei den berühmten 24 Stunden von Le
Mans mit einem Dieselmotor um den Gesamtsieg. Die Ingolstädter
streben als erster Automobilhersteller der Welt publikumswirksam
mit einem Selbstzünder den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen
von Le Mans an. Dort soll am 17. und 18. Juni nächsten Jahres
der R10 antreten.
Audi hat einen Rennwagen mit Dieselmotor enthüllt, der den
Gesamtsieg bei legendären Langstreckenrennen in Le Mans
einfahren soll.
Der neue Audi R10 wird von einem völlig neu entwickelten,
5,5 Liter großen Zwölfzylinder-TDI-Motor mit Biturbo-Aufladung
angetrieben, der besonders sparsam und leise sein soll.
Die technischen Daten sind beeidruckend: Ein komplett aus
Aluminium gefertigter V12 mit 5,5 Liter Hubraum, Bi-Turboaufladung,
650 PS sowie einem Drehmoment von sage und schreibe 1.100
Newtonmetern und zwei Dieselpartikelfilter. Nicht die feierliche
Vorführung unter dem Pariser Eiffelturm war die Jungfernfahrt
des Audi R10, sondern ausgiebige Tests Ende November.
Neue Dimensionen für Dieselmotoren: Leise und
dennoch extrem leistunsgstark
Mit über 650 PS und mehr als 1.100 Newtonmetern übertrifft
der Le Mans-Prototyp die Leistungsdaten der meisten bisherigen
Audi Rennfahrzeuge deutlich - auch jene seines erfolgreichen
Vorgängers R8. Audi ist der erste Automobilhersteller, der
bei den 24 Stunden von Le Mans mit einem Diesel-Sportwagen
um den Gesamtsieg kämpft und damit absolutes Neuland betritt.
Mit dem komplett aus Aluminium
gefertigten V12-Triebwerk stößt Audi in für Dieselmotoren
neue Dimensionen vor. Das enorme Drehmoment von über 1.100
Newtonmetern stellt nicht nur extreme Anforderungen an die
Kraftübertragung des R10 – selbst die hochmodernen Motorenprüfstände
von Audi Sport mussten auf Getriebe umgerüstet werden, die
diese außergewöhnlichen Kräfte vertragen.
Der Hauptvorteil dürfet in den wenigeren Tankstopps liegen.
Dass die Dieseltechnik bei Langstreckenwettbewerben wie
le Mans Vorteile hahaben dürfte liegt auf der Hand.
Von außen soll das V12-Triebwerk von Geräuschprofil kaum
als "nagelnder" Diesel wahrzunehmen sein.
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Mehrwert für die Markenkommunikation
Neben dem technischen Anspruch, den Audi an seine Ingenieure
stellt, sollen auch die Marketingstrategen ihren Nutzwert
aus diesem Motorsportprojekt ziehen. Wie schon bei der TFSI-Technologie
(Benzindirekteinspritzer samt Turboaufladung), mit der Audi
viermal beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans siegte und
die anschließend in die Serienmodelle eingeführt wurde,
sollen die verwöhnten Audi-Kunden auch von diesen im Motorsport
gewonnenen Erkenntnissen profitieren. Nicht zuletzt lässt
sich damit auch das Markenimage polieren. "Schon heute
baut Audi mit dem A8 4.2 TDI quattro einen der leistungsstärksten
Diesel-Pkws der Welt. Das Le-Mans-Projekt wird unseren Technikern
helfen, noch mehr aus der TDI-Technologie herauszuholen",
sagt Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorsitzender des Vorstandes
der Audi AG. Bereits heute liefert Audi jedes zweite Modell
mit einem TDI-Motor aus. "Wir gehen davon aus, dass
der Anteil der Dieselmotoren in Zukunft noch größer wird."
Dass der V12 TDI eines Tages in einem Audi-Serienmodell
seinen Platz finden wird ist relativ wahrscheinlich - zumindest
denkbar. In welchem Fahrzeug ist allerdings noch völlig
offen. Ob in einem A8, Q7 oder vielleicht im neuen Sportwagen
R8, der 2007 auf den Markt kommen wird, ist reine Spekulation.
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Le Mans-Generalprobe für den Audi R10
- Erster Renneinsatz
beim 12-Stunden-Rennen in Sebring
- Härtetest für den
650 PS starken Diesel-Sportwagen
- Strecke in Florida
gilt als besonders anspruchsvoll
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Als weltweit erster Automobilhersteller
peilt die AUDI AG den Gesamtsieg bei den legendären 24 Stunden
von Le Mans mit einem Diesel-Sportwagen an. Der nächste
wichtige Stichtag in diesem ehrgeizigen Projekt ist Samstag,
der 18. März: Dann startet Audi mit zwei R10-Sport-Prototypen
beim 12-Stunden-Rennen in Sebring (US-Bundesstaat Florida).
Der Langstreckenklassiker, der seit 1952 ausgetragen wird,
ist das bedeutendste Sportwagen-Rennen der USA, Auftakt
der American Le Mans-Serie und für Audi Sport vor allem
die Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans am 17./18.
Juni: Der auf einem ehemaligen Flugplatz errichtete Kurs
von Sebring gilt als extreme Belastungsprobe für Mensch
und Material und war schon beim erfolgreichen R8-Projekt
ein perfekter Härtetest mit Blickrichtung Le Mans. Technik,
die sich in Sebring bewährt, funktioniert erfahrungsgemäß
auch beim doppelt so langen und noch schnelleren Rennen
in Le Mans. Grund dafür sind vor allem die Bodenwellen der
amerikanischen Rennstrecke, aber auch das in der Regel sehr
schwüle und warme Wetter in Florida, das die Motoren fordert.
Audi Sport hat mit dem neuen R10 Ende Januar und Anfang
Februar zweimal in Sebring getestet und dabei einige "Kinderkrankheiten"
aufgedeckt, die inzwischen ausgemerzt sind. Mit Frank Biela/Emanuele
Pirro/Marco Werner sowie Dindo Capello/Tom Kristensen/Allan
McNish sind die beiden R10 des Teams Audi Sport North America
in Sebring hochkarätig besetzt. Mit Ausnahme von Tom Kristensen
haben alle Audi Piloten den R10 bereits getestet. Der Le
Mans-Rekordsieger wird bei den Testfahrten im Vorfeld des
Rennens ausreichend Gelegenheit erhalten, sich auf die Besonderheiten
des Diesel-Sportwagens einzustellen.
Der Audi R10 wird von einem rund 650 PS starken V12 TDI-Motor
angetrieben, der über ein maximales Drehmoment von mehr
als 1.100 Newtonmeter verfügt. Er tritt die Nachfolge des
Audi R8 an, der mit 61 Siegen bei bisher 77 Renneinsätzen
der erfolgreichste Le Mans-Prototyp aller Zeiten ist.
Mit dem R8 hat Audi das 12-Stunden-Rennen in Sebring seit
2000 sechsmal in Folge gewonnen. Der R8 ist damit der erfolgreichste
Sportwagen dieses Rennens. Sebring-Historie könnten am 18.
März auch die beiden Audi Werkspiloten Frank Biela und Tom
Kristensen schreiben: Beide haben hier schon dreimal gewonnen.
Einer von ihnen könnte nun der erste Fahrer der Geschichte
werden, der zum vierten Mal siegt.
Die Sebring-Woche beginnt für die Audi Mannschaft bereits
am Sonntag, den 12. März mit der Technischen Abnahme der
beiden neuen R10. Ab Montag sind die Autos in Sebring auf
der Strecke. Das Qualifying steht am Donnerstag auf dem
Programm, das Rennen wird am Samstag um 10:43 Uhr Ortszeit
(16:43 Uhr in Deutschland) gestartet und endet nach zwölf
Stunden bei Dunkelheit. Um 22:43 Uhr steht fest, ob sich
der R10 bei einem ersten Härtetest bewährt hat.
Stimmen vor dem Renndebüt des Audi R10
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef): "Natürlich
wollen wir für Audi beim Debüt des R10 ein gutes Ergebnis
erzielen und mit dem Diesel-Sportwagen eine neue Ära im
Motorsport einläuten. Ich möchte jedoch unterstreichen,
dass Sebring für uns in erster Linie die Generalprobe für
die 24 Stunden von Le Mans ist. Unsere Tests in Sebring
sind gut verlaufen. Wir wissen aber genau, wie viel Risiko
der erste Renneinsatz eines völlig neuen Fahrzeugs birgt."
Frank Biela (Audi R10 #1): "Die Erwartungen sind bei
uns immer hoch - auch beim Debüt des R10. Auto und Motor
sind neu. Ich denke aber, dass wir uns gut vorbereitet haben.
Bei den Tests lief eigentlich alles gut, und wir konnten
das Potenzial aufdecken. Von daher freuen wir uns auf die
Premiere in Sebring und wollen dort alle für Audi einen
guten Job machen."
Emanuele Pirro (Audi R10 #1): "Ich bin wirklich sehr
stolz, Teil dieses Projekts zu sein. Es ist eine völlig
neue Herausforderung, denn es hat noch niemand gewagt, einen
so leistungsstarken Diesel-Rennmotor zu bauen. Es kommt
mir fast wie gestern vor, dass wir das R8-Abenteur begonnen
haben, das viel erfolgreicher endete, als wir uns das je
erträumt hatten. Ich hoffe, dass wir mit dem R10 ähnlich
großen Erfolg haben werden. Und wie beim R8 wäre ich erneut
ganz gerne der erste Pilot, der einen Sieg mit diesem Auto
holt…"
Marco Werner (Audi R10 #1): "Natürlich sind alle etwas
aufgeregt, weil Sebring das erste Rennen für den R10 ist.
Von den Testfahrten wissen wir aber, dass das Auto schon
ganz gut läuft. In erster Linie wollen wir in Sebring Erfahrung
sammeln, denn unser Hauptziel ist in diesem Jahr das Rennen
in Le Mans. Trotzdem wäre es schön, gleich in Sebring für
den ersten Sieg des neuen R10 zu sorgen…"
Dindo Capello (Audi R10 #2): "Es ist schön, wieder
Sportwagen zu fahren, und noch schöner, in einem neuen Auto
zu sitzen. Der R8 ist in den letzten sechs Jahren schon
zur Gewohnheit geworden. Der R10 ist eine neue Herausforderung,
auch für uns Fahrer. Die größte Aufgabe ist dabei, das fortzusetzen,
was der R8 in seiner Historie alles erreicht hat. Das wird
nicht leicht."
Tom Kristensen (Audi R10 #2): "Seit ich am 13. Dezember
bei der Präsentation in Paris die ersten Meter mit dem R10
gefahren bin, freue ich mich auf das erste Rennen in Sebring.
Ich habe das Auto noch nicht getestet, weiß aber von meinen
Teamkollegen, wie gut es ist. Die Techniker in Ingolstadt
haben offenbar wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Die
Rundenzeiten stimmen auf Anhieb. Jetzt gilt es, an der Performance
über die Distanz zu arbeiten, denn die Belastungen speziell
für die Hinterreifen sind enorm. Sebring ist ein perfekter
Test für Le Mans."
Allan McNish (Audi R10 #2): "Es ist ein ganz besonderes
Gefühl, wie beim R8 von Anfang an in das Projekt des Audi
R10 involviert zu sein. Wie erfolgreich der R8 wurde, wissen
wir alle. Ich hoffe, wir schaffen dasselbe mit dem R10.
Jetzt gilt es aber erst einmal, Sebring zu überstehen. Wir
haben dort getestet, aber das 12-Stunden-Rennen auf dieser
harten Strecke ist immer sehr schwierig. Ich freue mich
auf diese Herausforderung."
Ralf Jüttner (Technischer Direktor, Team Audi Sport North
America): "Beim ersten Test in Sebring mussten wir
uns mit ein paar Problemen auseinandersetzen, die inzwischen
abgearbeitet sind. Trotzdem wissen wir nicht, ob der R10
schon dieselbe Zuverlässigkeit hat, wie sie der R8 hatte
– und auch nicht, was die Rundenzeiten wert sind, die wir
beim Testen erzielt haben. Porsche war bei den Tests sehr
schnell, auch der neue Dyson-Lola hat sein Potenzial angedeutet.
Ich bin sicher, dass es eng wird. Wir haben unsere Hausaufgaben
gemacht, trotzdem erwartet uns ein schwieriges Rennen."
Der Zeitplan in Sebring
Sonntag, 12. März
09:00 – 18:00 Uhr Technische Abnahme
Montag, 13. März
10:30 – 12:30 Uhr Testfahrten
15:30 – 17:30 Uhr Testfahrten
Dienstag, 14. März
14:30 – 16:15 Uhr Testfahrten
Mittwoch, 15. März
10:20 – 11:20 Uhr Freies Training
13:45 – 14:45 Uhr Freies Training
Donnerstag, 16. März
09:50 – 10:50 Uhr Freies Training
15:15 – 15:40 Uhr Qualifying (Prototypen)
19:30 – 21:00 Uhr Nachttraining
Freitag, 17. März
10:00 – 11:00 Uhr Freies Training
14:30 Uhr Audi Pressekonferenz
Samstag, 18. März
08:00 – 08:20 Uhr Warm-up
10:43 – 22:43 Uhr Rennen
Der Vorgänder R8 kommunizierte die FSI-Technologie
Bereits mit dem Vorgängermodell R8 testete Audi eine neue
Technik im Rennsport, die später in der Serienfertigung
übernommen wurde. Der R8 war mit einem Benzindirekteinspritzer-Turbomotor
unterwegs und fuhr mit diesem Triebwerk insgesamt 61 Siege
bei 77 Renneinsätzen ein - darunter auch fünf Gesamtsiege
in Le Mans. Mit dem neuen R10 mit Dieselantrieb soll diese
Erfolgsserie nun fortgesetzt werden. Aufgrund des enormen
Drehmoments des Autos müssen die Fahrer wesentlich weniger
schalten, zudem liegt der Kraftstoffverbrauch niedriger
als bei den Konkurrenten mit Ottomotoren.
Die Audi-Werksfahrer brauchen
während des traditionellen Marathons in Le Mans, der am
17./18. Juni 2006 stattfindet, nicht allzu häufig zum Schalthebel
des R10 zu greifen. Grund: Das nutzbare Drehzahlband von
3.000 bis 5.000 Umdrehungen pro Minute ist für einen Rennmotor
sehr niedrig und macht große Schaltarbeit überflüssig.
Zum umfangreichen Testprogramm
gehört auch das 12-Stunden-Rennen in Sebring (USA) am 18.
März. Wie schon beim R8-Projekt unterstützt auch beim R10
die erfahrene Mannschaft von Reinhold Joest das Entwicklungsteam
von Auto Sport. Daher ist anzunehmen, dass Joest nicht mehr
in der DTM für Audi an den Start gehen wird. Die Audi A4
in der DTM sollen 2006 vom Einsatzpartner Abt Sportline
und dem neuen Einsatzteam von Keke Rosberg vorbereitet werden.
Um das Dieselaggregat unterzukriegen, musste der Radstand
verlängert und das Kohlefaser-Monocoque neu entwickelt werden.
Erste Testfahrten mit dem R10 sind nach Angaben von Audi
erfolgreich absolviert worden. Bis zum Langstreckenrennen
in Le Mans an der Sarthe soll der Wagen aber noch weiter
getestet und optimiert sowie unter anderem auch beim Zwölf-Stunden-Rennen
in Sebring (USA) am 18. März eingesetzt werden.