
Honda Civic 1.8 Executive
Zurück
in die Zukunft. Der neue Honda Civic der
achten Generation bietet Sportlichkeit,
Emotion und puren Fahrspaß
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- Fahrbericht:
Honda Civic 1.8 Executive mit
140 PS
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Achte Generation des Civic bietet
vorerst drei Antriebe
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Futuristisches Design über 4,25
Meter Länge
- Es
folgen noch ein 115 PS starker
Hybridantrieb und ein Coupe
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Bild
oben: Honda Civic 1.8. Die japanische
Designikone in der Kompaktklasse
Fahrbericht
Honda Civic 1.8 Executive
Der neue Civic soll für Honda der mutige
Startschuß in ein neues Zeitalter sein.
Selten zuvor präsentierte ein Hersteller
ein derart futuristisches Design. Die
Honda-Verantwortlichen haben für den Erfolg
alles auf eine Karte gesetzt. Der ab Frühjahr
2006 in Deutschland erhältliche neue Honda
Civic ist etwas flacher und kürzer geraten
als sein Vorgänger. Dafür ist er aber
richtig aufregend geworden. Wir fuhren
den japanischen Kompaktwagen der Golfklasse
und präsentieren die Neuheit nachfolgend
in einem ausführlichen Fahrbericht.
Obwohl sich der Name Civic von cives -
also bürgerlich - ableitet, war der kompakte
Japaner in den 80er-Jahren alles andere
als das. Mit seinen sportlichen Karosserien
und seinen starken Motoren wurde er zum
Liebling der Tuner. Honda räumt unumwunden
ein, dass allerdings die letzten beiden
Civic-Generationen zu wenig mutig und
bieder geraten sind.

Bild
oben: Der neue Civic sieht aus wie vom
anderen Stern – fährt er auch so?
In Deutschland strafte die Kundschaft
dies mit mageren Absatzzahlen von nur
7.500 Stück pro Jahr. Der neue Civic soll
nunmehr wieder an alte Zeiten anknüpfen
und ehrgeizigere Ziele verfolgen. Kurzfristig
soll sich die Verkaufszahl mehr als verdoppeln
und mittelfristig bei mindestens 20.000
Stück per anno einpendeln. Es ist mittlerweile
selten, dass ein Hersteller seine Ziele
so mutig verkündet. In den 33 Jahren,
die seit der Premiere anno 1972 vergangen
sind, konnte Honda mehr als 16 Millionen
Civic absetzen. Heute wird der erfolgreichste
aller Hondas in elf Ländern gebaut, in
160 Ländern verkauft und macht weltweit
rund ein Drittel aller Honda-Verkäufe
aus. Der neue Civic für Europa wird weiterhin
im europäischen Honda-Werk in Swindon/GBR
gebaut.
Ganz besonders die weibliche Kundschaft
hatten den kleinen Japaner früherer Generationen
in ihr Herz geschlossen. Der neue Civic
der nunmehr achten Generation soll mit
der tollen Optik künftig eine tragende
Rolle in den expansiven Plänen der Japaner
spielen. Honda will mit dem Civic eine
Alternative zu den Premiummodellen der
etablierten europäischen Wettbewerber
bieten. Die geplante Eroberungsrate soll
- und dies ist besonders beachtlich, da
es sich um das stark umworbene B-Segment
der sogenannten Golf-Kompaktklasse handelt
- bei sehr ambitionierten 60 Prozent liegen.
Die Chancen dafür stehen vermutlich gar
nicht mal so schlecht. Denn der Civic
der achten Generation macht vieles völlig
anders als die Konkurrenz aus Deutschland,
Frankreich, Italien, Korea oder auch seiner
japanischen Brüder und Schwestern.
Der
neue Civic zeigt, dass Alltagstauglichkeit
und revolutionäres Design sich nicht zwangsläufig
ausschließen müssen
Mutige
und gekonnte Formensprache
Der neue
Civic will polarisieren und auf einen
Schlag begeistern, indem er ein "deutliches
Zeichen für mehr Sportlichkeit, Emotionen
und Fahrspaß" setzt. Ob dies gelingt
entscheidet letztlich der Käufer.
Das Design passt zum futuristisch gezeichneten
Civic. Doch Käufer in der Kompaktklasse
sind oft konservativ. Von der Seite betrachtet
erscheinen die hinteren Türen klein und
kaum vorhanden - doch sie öffnen sich
weit. Die Türgriffe wurden übrigens gut
versteckt. Und im Fond selbst sitzt man
einfach gut. Alles andere als ein perfektes
Bild zeigt sich dagegen in der ersten
Reihe. Die Sitze sind ordentlich. Doch
das zerklüftete Armaturenbrett im Digitaldesign
dürfte allenfalls bei den Freunden von
Playstation-2 und Xbox-360 auf Anhieb
Anklang finden. Hier der zentrale Drehzahlmesser,
da der zu kleine Bordcomputer und dazwischen
blinkende Dioden und der Starterknopf.
Erst auf den dritten Blick findet man
die Bedienelemente für Belüftung, heizbare
Heckscheibe oder ESP.
Bild
oben: Honda hat beim Design des neuen
Civic sehr viel Mut bewiesen. So
schön dieses Heck auch sein mag -
es behindert leider den Blick nach hinten
Innenraum nicht geschrumpft
Obwohl der neue Civic wie schon erwähnt
breiter und flacher wurden trotz seines
sportlichen Design die Praxistauglichkeit,
Innenraumflexibilität und das Platzangebot
im Innenraum gewahrt. Trotz der geringeren
Gesamtlänge ist der Innenraum nicht geschrumpft.
Die Fahrgastzelle wurde nach vorn gezogen
und keilförmig gestaltet. Trotz der geringeren
Gesamtlänge ist der Innenraum nicht geschrumpft.
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Neue Funktionalität prägen den Innenraum
Qualität und Anmutung machen neben dem
Design den besten Eindruck. Auch im Interieur
sind die Designer andere Wege als üblich
gegangen. Zum Tragen kam ein eigens entwickeltes
Innenraum-Konzept. Hierbei ist der nutzbare
Raum weiter nach vorn und gewandert und
der Tank findet seinen Platz nun unterhalb
der Vordersitze. Diese Anordnung ermöglicht
die Realisierung eines flexiblen Rücksitz-Systems,
weitere praktische Nutzungsoptionen sowie
ein großes Kofferraumvolumen - wir kommen
später noch daruf zurück.
Das neue Cockpit verzichtet auf klassische
Rundinstrumenten und informiert den Fahrer
in zwei übereinander liegenden Ebenen:
Zwei-Zonen-Konzept oder auch Multiplex
Meter nennt Honda das System. Das Cockpit
erinnert ein wenig an ein Gefährt aus
einem Science Fiction-Film, denn das Armaturenbrett
wird von vielen Digitalanzeigen bestimmt.

Bild
oben: Das Cockpit ist sehr fahrerorientiert,
die Instrumententafel in zwei Bereiche
unterteilt
Uns war es etwas zu überfrachtet. In einem
imaginären Kreis weiter außen herum befinden
sich die weiteren Bedienelemente. Oben
über dem Lenkradkranz - ein Singledasein
weitab - sieht man die Geschwindigkeit
in numerischer Digitalanzeige. Diese wurde
in einer kleinen Extrahöhle unterhalb
der Frontscheibe eingebaut. Honda behauptet,
die Lösung sei besonders sicher, weil
der Fahrer insgesamt weniger Konzentration
zum Ablesen des Tachos braucht und somit
auch weniger abgelenkt ist.
Daneben blinken links Leuchtdioden für
den oberen Drehzahlbereich, rechts leuchtet
die Eco-Anzeige auf, die Aufschluss über
die Wirtschaftlichkeit des Fahrens geben
soll. Vor dem Lenkrad befinden sich neben
dem zentralen Drehzahlmesser alle restlichen
Informationen. Auf dem mit vielen Tasten
bestückten Lenkrad gibt es auch einen
Knopf, mit dem man sich die Informationen
des Bordcomputers auf das Display holen
kann.

Bequem und gut verarbeitet fanden wir
die die Sitze mit ausreichend langer Sitzfläche
und Aufpolsterungen an den Seiten. Noch
besser als vorne sitzt man übrigens im
Fond des neuen Civic. Gut für die Rücksicht
sind die besonders großen Seitenspiegel
. Sie sind rund 20 Prozent größer als
die des Vorgängers und sorgen damit für
einen guten Block nach hinten. Der ist
auch nötig, denn durch den in die Rückklappe
integrierten Spoiler ist beim Blick durch
den Rückspiegel die Sicht doch leicht
eingeschränkt.
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Hochflexibler multifunktionaler Kofferaum
Ein Kofferraum der seinen Namen verdient
und mächtige 456 Liter schluckt. Dies
sind knapp 100 Liter mehr als die meisten
seiner Mitwettbewerber aufbieten können.
Noch besser
ist, dass der Kofferraum mit außerordentlicher
Flexibilität glänzt. So können beispielsweise
die Fondsitzflächen in senkrechter Position
justiert werden. Hinter den vorderen Sitzen
entsteht auf diese Weise ein großzügig
bemessener und gleichzeitig relativ hoher
Raum, der sogar den Transport eines Mountainbikes
ermöglicht. Alternativ können die Rücksitze
auch vollständig im Fahrzeugboden versenkt
werden.
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Das Zauberwort
heißt "Dive down"-Rücksitze.
Die können hochgeklappt werden, so dass
vor den Rücksitzen ein zweiter Stauraum
entsteht. Außerdem lassen sich die Rücksitze
mit einem Handgriff vollständig versenken,
so dass ein ebener Laderaum entsteht.
Dabei müssen noch nicht einmal die Vordersitze
verschoben werden, das Umklappen funktioniert
sogar wenn die Vordersitze in der hintersten
Position sind. Bei vollständig versenktem
Beifahrersitz passen Gegenstände von bis
zu 2,60 m Länge in den Innenraum. Bei
Bedarf kann die Abdeckung des Laderaumbodens
komplett versenkt werden.
Bilder
oben: Das zweigeteilte Panorama-Glasdach
Fahrwerk
Das überarbeitete
Fahrwerk mit McPherson-Federbeinen vorne
und einer optimierten Verbundlenkerkonstruktion
hinten bietet eine ordentliche Mischung
aus sportlicher Straffheit und Komfort.
Uns überzeugte der neue Civic mit einem
tadellosen Geradeauslauf als auch mit
seinem unkomplizierten Kurvenverhalten.
Der Civic lässt sich auch bei sportlicher
Fahrweise nicht aus der Ruhe bringen.
Die elektrische Servolenkung spricht schnell
und direkt an. Insgesamt überzeugt der
Honda mit handlichem Fahrverhalten.
Motor
und Getriebe
Drei Motoren stehen zur Auswahl: ein 1,4
Liter-Benzinmotor mit 61 kW/83 PS, ein
1,8 Liter-Benzinmotor und ein 2,2 Liter-Dieselmotor
mit jeweils 103 kW/140 PS. Wir fuhren
den Civic mit dem komplett neu entwickelte
1,8-Liter-Vtec-Motor auf das Honda seine
größten Absatzerwartungen setzt, da 45
Prozent der Verkäufe auf dieses Aggregat
entfallen sollen.
Bild
rechts: Dem Zeitgeist entsprechend
wird im Civic der achten Generation
der Motor mit dem Drücken eines Start-Knopfes
zum Leben erweckt. |
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Und der 1,8er hat es in sich, wenn man
ihn denn sportlich bewegt. Das heißt:
Dieses Auto fühlt sich erst in oberen
Drehzahlbereichen so richtig wohl, der
moderne Vierzylinder-Motor will ausgedreht
werden. Im normalen Fahrbetrieb mag man
kaum glauben, dass er 103KW/140 PS aufzubieten
hat. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei
207 km/h, den Spurt 0 auf Tempo 100 schafft
der Japaner in 8,6 Sekunden. Aber dazu
muss er extrem ausgedreht werden. Erst
hohe Drehzahlen dieses Motors lasen den
Civic in Trab kommen.
Bild
oben: Sparsamer neuer 1.8 Vtec
mit
103kW / 140PS
Das maximale
Drehmoment von 174 Nm liegt erst bei 4.300
Upm an. Bei niedrigen und mittleren Drehzahlen
ist denn auch nicht nicht viel los im
Getriebe. Handarbeit ist gefragt. Ausreichend
Leistung gibt es erst oberhalb 4.500 Umdrehungen.
Honda-typisch will der moderne Vierzylinder
also kräftig ausgedreht werden. Dann ist
auch die Suche nach Sportlichkeit von
Erfolg gekrönt. Ob ein Auto in der Kompaktklasse
so hochtourig bewegt werden will, sei
dahingestellt. Immerhin stimmen Charakteristik
und kerniges Geräuschniveau. Umso beeindruckender
sind die Verbrauchswerte des genügsamen
Triebwerks. Der Durchschnittsverbrauch
ist mit 6,4 Litern Super auf 100 Kilometern
ein exzellenter Wert. Auf Langstrecke
mit moderater Fahrweise konnten wir diesen
Wert sogar deutlich unterbieten.
Ausstattung und Preise
Ab
Mitte Januar steht der neue Honda Civic
zunächst als Fünftürer beim Händler. Später
im Jahr folgen eine viertürige Limousine
mit 115 PS starkem Hybridantrieb und sogar
ein Coupé. Der Basispreis für den Honda
Civic 1.8 Executive liegt bei 22.400 Euro.
Für das Geld gibt es unter anderem eine
komplette Sicherheitsausstattung, elektrische
Spiegel, Tempomat, Klimaautomatik und
17-Zoll-Alufelgen. Der identisch ausgestattete
Diesel 2.2 CTDI kostet 1.900 Euro mehr.
Die Basisvariante namens 1.4 ist ab 15
950 Euro zu haben. Wer sein Fahrzeug klimatisiert
möchte, muss jedoch zum "1.4 Comfort"
greifen, der 17 800 Euro kostet. Damit
läge der Minimalpreis des Japaners über
dem eines ebenfalls klimatisierten Basis-Golf
mit fünf Türen. Auch die Varianten mit
großem Benziner (19 300 Euro) und Diesel
(21 200 Euro) liegen im Grundpreis weit
oben, sind dafür allerdings auch ordentlich
ausgestattet.
Sicherheit
Alle Civic-Versionen sind mit ABS und
der elektronische Bremskraftverteilung
EBD sowie VSA - wie bei Honda das ESP
heisst - greift bei Kurvenfahrten, vor
allem aber bei plötzlichen Ausweichmanövern
unterstützend ein. Des Weiteren sind alle
Fahrzeuge mit ABS, Kopf- sowie Seitenairbags
und elektronischer Bremskraftverteilung
ausgestattet. Bei der passiven Sicherheit
galt das besondere Augenmerk einer Optimierung
der Sitze und Kopfstützen. Die neue Sitzstruktur
führt den Körper bei einem Heckaufprall
kontrolliert in Richtung der Rückenlehne
und begünstigt die Unterstützung des Kopfes
durch die neue aktive Kopfstütze. Dadurch
können die auf den Nacken wirkenden Kräfte
erheblich reduziert und das Verletzungsrisiko
deutlich gemindert werden.