Fahrbericht
Der neue Porsche
911 (997) Targa 4S im Kurztest
Porsche und
Targa hat bei den Zuffenhausenern Tradition
|
- Zwei
neue Elfer-Varianten kommen als
Targa im November 2006
- Beide
Motorvarianten ausschliesslich als
Allrad erhältlich
- Ein
Stück fahrbarer Himmel für
Frischluft-Fans
- Bei
geöffnetem Dach einen sanften
Wind im Haar
|
|

Porsche
Targa 4S mit Himmelsblick
Die
dritte Generation des Glasdach-Porsche
Seit 1965 steht der Begriff Targa bei Porsche
für ein besonderes Fahrzeugkonzept,
daß die Sicherheit eines Coupés
mit dem luftigen Vergnügen eines Cabriolets
verbinden soll. Bereits die erste 911er-Serie
war nach der IAA im Jahre 1965 als Targa
(bedeutet aus dem italienischen übersetzt
soviel wie Schild) zu haben.
Für die
Automobil-Modelle hat sich Porsche den Begriff
markenrechtlich schützen lassen. Nun
bringt der Sportwagenbauer im November 2006
mit dem 911 Targa 4 und dem 911 Targa 4S
gleich zwei neue Varianten der neuen Elfer-Baureihe
zu den Händlern. Der 911 ist für
Porsche ein Erfolgsgarant. Bis zu 2000 Fahrzeuge
der Targa-Variante sollen pro Jahr einen
Käufer finden. Der Anteil am Modellmix
wird damit voraussichtlich etwa fünf
Prozent betragen. Die Erweiterung der Baureihe
997 um den Targa wird der aktuellen Modellreihe
zusätzliche Attraktivität verleihen.
Später soll die aktuelle 911er-Baureihe
dann noch um einen GT2 sowie ein Turbo-Cabrio
erweitert werden.
Wir hatten in Portugal an der Atlantikküste
bereits die Gelegenheit erste Fahreindrücke
des neuen Porsche 911 Targa 4/S zu sammeln.


Breiter, schneller und teuerer
Dank neuer Karosserie-Basis (Carrera 4/997)
wird der Targa erstmals ausschließlich
mit Allradantrieb und einer im Heckbereich
um 44 Millimeter verbreiterten Karosserie
angeboten. Im Vergleich zum Vorgänger
sind es sogar satte 88 Millimeter Verbreiterung.
Der nun obligatorische Allradantrieb - Hauptgrund
für die kräftige Preissteigerung
von 10 000 Euro im Vergleich zum Vorgänger
- wurde laut Porsche von den Kunden eingefordert.
Marktanalysen zu dem Schluss, daß
die Targa-Klientel ein besonders ausgeprägtes
Sicherheitsbewusstsein hätten, dass
Cabrios Ihnen nicht bieten könne. Auch
aus diesem Grund haben die Porsche-Ingenieure
die Karosserie an neuralgischen Punkten
mit hochfesten Stählen verstärkt.
Dadurch wird die Karosseriesteifigkeit spürbar
erhöht. Neben der Erhöhung der
passiven Sicherheit macht sich dies beim
Fahren positiv bemerkbar. Der Targa rollt
absolut verwindungsfrei auch über schlechte
Straßen. Lediglich kurze Stöße
mag das Fahrwerk nicht.

Der
neue Targa begeistert nicht ausschliesslich
durch durch seine sprichwörtlich phänomenalen
Fahreigenschaften,
sondern auch durch seine elegante Linienführung.
Das neue große Glasdach stellt
nicht nur ein optisches Highlight dar
Markantestes Merkmal des Targa ist wie schon
beim Vorgänger (Typ 996) das große
Glasdach und die klappbare Heckscheibe.
Seit Mitte der 90er Jahre ist mit dem Porsche
993 der Targa ein 911er mit überdimensionalem
Glasdach, das sich im Handumdrehen elektrisch
öffnen und schließen lässt.
Vorbei die Zeiten als das Targa-Dach nur
eine überdimensionale Dachluke war.
Bei der ersten Serie musste das Dach noch
von Hand abmontiert und im Kofferraum verstaut
werden. Die anfänglich noch aus Kunststoff
bestehende Heckscheibe wurde 1969 von einer
Glasheckscheibe ersetzt.
Die neue Glasdachkonstruktion des neuen
Targas ist mächtig und zieht sich vom
Frontscheibenrahmen bis hinter die Köpfe
der Insassen zum Heckmittelteil und sorgt
auf diese Weise für einen angenehm
aufgehellten Innenraum.
Das Interieur wurde im Vergleich zum Coupé
nicht verändert. Es lässt sich
per Schalter am Mitteltunnel mit Hilfe zweier
Elektromotoren bei jeder Geschwindigkeit
in sieben Sekunden bis zu einem halben Meter
öffnen. Die maximale Dachöffnungsfläche
beträgt dann bis zu 0,45 Quadratmeter.
Das Dachmodul besteht aus zwei Lagen getöntem
Spezialglas, das im Vergleich zum Vorgänger
um 1,9 Kilogramm leichter wurde und jetzt
52 Kilo auf die Waage bringt.

Die erste
Schalterstufe öffnet dabei nur das
schwarze Innenrollo. Es verhindert normalerweise
dafür, daß sich der Innenraum
nicht wie in einem Gewächshaus aufheizt.
Die zweite Raste öffnet dann das gesamte
Glasdach, das im Vergleich zum Vorgänger
knapp zwei Kilogramm leichter wurde. Unterm
Strich sind die beiden Targa-Modelle um
jeweils 60 Kilogramm schwerer, als ein vergleichbares
Allrad-Coupe. Durch ein neues Dichtungssystem
bleiben die Windgeräusche selbst bei
hohen Tempi auf erträglichen Niveau.
Um die Luftverwirbelungen im Innenraum zu
minimieren, gibt es einen Windabweiser.


Ist das Dach
völlig nach hinten gefahren, kann man
sich den Blick in den Rückspiegel sparen.
Da ein tiefschwarzer Balken die Sicht versperrt.
Da helfen nur die beiden Außenspiegel.
Als einziger
Porsche 911 verfügt der Targa4 über
eine separat zu öffnende Heckklappe.
Die per Gasdruckfedern nach oben schwenkende
Glasheckscheibe ermöglicht das einfache
Beladen des 230 Liter großen Gepäckraums
bei umgeklappten Rücksitzen. Weitere
105 Liter stehen im Frontbereich zur Verfügung,
so das mit 335 Litern das Reisegepäck
durchaus etwas üppiger ausfallen kann.
Damit ist der Kofferraum 25 Liter größter
als beim Coupé - der Targa ist also
sozusagen der Kombi unter den 911ern, weil
er auch leichter zu beladen ist. Die Heckklappe
kann man entweder über einen Schalter
auf dem fahrerseitigen Einstiegsschweller
oder über die Funkfernbedienung des
Fahrzeugschlüssels entriegeln. Das
Schließen erleichtert eine elektrische
Zuziehhilfe.
Der durchgehende
Dach- und Fensterrahmen sieht gerade bei
geschlossenem Dach elegant aus, sorgt bei
vielen Open-Air-Fans jedoch wenig für
Begeisterungsstürme. Ohne ihn wäre
die hohe Verwindungssteifigkeit jedoch nicht
zu realisieren.

Hoher Grenzbereich
Fahrdynamik und Grenzbereich des Porsche
911 Targa 4S sind wie zu erwarten sehr hoch.
Trotz des Mehrgewichts der Dachkonstruktion
fährt sich der Targa auf Augenhöhe
mit den Coupés. Die
perfekte Lenkung, der variable Allradantrieb
und das neutrale Fahrverhalten sollten auch
den sportlich orientierten Fahrer nichts
vermissen lassen. Es ist übrigens nicht
leicht, den Targa an seine Grenzen zu bringen.
Notfalls - und Porsche-typisch herrlich
spät - regelt das Stabilitätssystem
(PSM = Porsche Stability Management) den
Übermut wieder ein.


In der stärkeren
S-Variante kommt ein 3,8 Liter-Motor mit
355 PS (261 kW) zum Einsatz. Der Sprint
auf 100 km/h gelingt hier in nur 4,9 Sekunden.
Eine Höchstgeschwindigkeit von 288
km/h begeistern ebenso wie der satte Porsche-Sound
des Boxermotors, der aus dem Hinterteil
dröhnt. Dank des Porsche-Ventilsteuersystems
VarioCam Plus entwickelt der Targa 4s ein
maximales Drehmoment von 400 Newtonmetern,
das bei 4600 Umdrehungen pro Minute zur
Verfügung steht. Die Kraftübertragung
erfolgt über ein Sechsgang-Schaltgetriebe.
Auf Wunsch bietet Porsche seinen Kunden
die bekannte Fünfgang-Automatik Tiptronic
S an, mit der über Wipp-Tasten in den
Lenkrad-Speichen geschaltet werden kann.
Ein
schöner Rücken kann entzücken
Die Kraftübertragung erfolgt wie bei
den Coupé- und Cabrio-Versionen des
Carrera 4(S) durch ein Allradsystem mit
Visco-Lamellenkupplung, das permanent -
je nach Fahrsituation - zwischen fünf
und 40 Prozent der Antriebskraft über
die Vorderräder auf die Straße
bringt. Das System sorgt für ausgeglichenen
Vortrieb in Kurven bis in den Grenzbereich
und verbessert die Traktion auch auf nasser
oder glatter Fahrbahn. Das breite Fahrwerk
und die zahlreichen passiven Sicherheitselemente
bescheren einem auch während rasanter
Kurvenfahrt immer ein gutes und sicheres
Gefühl. Für reichlich Bodenkontakt
sorgen Räder der Dimension 8J X 19
(VA) sowie 11Jx19 (HA). Der Targa 4S rollt
auf Reifen der Größe 235/35 ZR
19 vorn und 305/30 ZR 19 hinten.
Technische
Daten - Porsche Targa 4S |
Motor |
Boxer
6-Zylinder |
Hubraum |
3.824
ccm |
Max.
Leistung |
355
PS / 261 KW |
Max.
Drehmoment |
252
Nm bei 4.800 U/min |
Getriebe |
Sechsgang
handschalter |
Beschleunigung
0 - 100 km/h |
4,9
Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit |
288
km/h |
Kombinierter
Verbrauch / Tankinhalt |
11,8
Liter / 67 L |
Kraftstoff |
Super
Plus |
Abgasnorm |
Euro
4 |
Länge
/ Breite / Höhe |
4427
/ 1852 / 1310 mm |
Gesamtgewicht
/ Zuladung |
1885/350
KG |
Kofferraumvolumen
in Litern |
105
(Front)/ 230 (Heck) |
Grundpreis
brutto (16% USt) |
102.167,-
Euro |
Fazit:
In Deutschland beginnen die Preise für
den 911 Targa 4 bei 91 843 Euro. Der Porsche
Targa 4S kostet mindestens 102.167 Euro.
Die Preise sind Porsche-gewohnt hoch und
liegen beim Targa 4S knapp 8.000 Euro höher
als die des identisch motorisierten Carrera
4S und nur 2.500 Euro unterhalb der Cabriolet-Variante.
Nicht unerwähnt bleiben soll, daß
schon kurz nach der Händlerpremiere,
bedingt durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer
um drei Prozentpunkte, auch die Targa-Preise
steigen werden. Der Targa stellt die Liebhaber
des Offenfahrens auf eine harte Probe. Zwar
werden echte Porschefans auch bei der neuesten
Targa-Version wieder die Nase rümpfen
und die gläserne Kuppel nicht in Ihr
Herz schliessen. Dennoch: Für all diejenigen,
die nicht so sehr auf den Preis schielen
müssen, sich auch nicht so recht zwischen
Coupé und Cabriolet, Hinterrad- oder
Allradantrieb entscheiden können, stellt
der Targa eine ideale Alternative dar. Er
ist das Multitalent unter den Sportwagen
aus Zuffenhausen. Ein Porsche für alle
Tage, für jedes Wetter und für
jede Stimmung. (jf)